Stets wenn mir mal Leipzig in den Sinn kam, dann dachte ich an eine Stadt, die sich als Heldenstadt einen Namen gemacht hat, doch auch an eine Stadt, der der Ruf als (schmutziges) Braunkohleabbaugebiet voraus ging und natürlich jene Stadt, die eines der größten Denkmäler Europas beherbergt. Doch Leipzig ist natürlich mehr als all´ das!
Leipzig ist die größte Stadt Sachsens und mit rund 575.000 Einwohnern, die schnellst wachsende Großstadt Deutschlands.
Leipzig ist Messe, Medien – und Universitätsstadt.
Messestadt aufgrund der langjährigen Tradition als bedeutender Messestandort Mitteleuropas mit einer der ältesten Messen der Welt, die (traurigerweise) eng mit dem Pelzhandel verbunden ist. So lag 1913 in Leipzig der Anteil am Steueraufkommen durch die Fellbranche noch bei 40%! Leipzig gilt als Buchstadt, in der 1825 der Börsenverein der Deutschen Buchhändler gegründet wurde. Zu dieser Zeit war Leipzig eines der Zentren des Deutschen Buchhandels- und Verlagswesen. Heute ist die Leipziger Buchmesse nach der Frankfurter Buchmesse die zweitgrößte in Deutschland. Zudem beherbergt Leipzig mit der Universität Leipzig eine der drei ältesten Universitäten des Landes.
Doch Leipzig ist auch bekannt für seine Vielzahl aufwändig sanierter bzw. rekonstruierter Kulturdenkmäler, städtischer Kanäle und schöner grüner Parkanlagen.
Dieser Tage steht die Stadt für einen enormen Zuzug junger Leute – eine Stadt im Wandel und auch das Modewort „Hypezig“ (Kofferwort aus Hype & Leipzig) hat es wohl kaum ungehört an jemandem vorbei geschafft. Der Begriff entstand im Übrigen aus einer Kritik am neuen Hype um die Stadt und dem ständigen Vergleich mit der deutschen Hauptstadt.
Nichts lag mir als Berlinerin also näher als diesem „Leipzig-Image“ selbst auf die Spur zu gehen. Aber vor allem – Leipzig in einem 3-Tagesausflug endlich mal selbst kennen zu lernen und mir mein eigenes Bild von der Stadt zu machen : )
Was man gesehen haben sollte?
Leipzigs Innenstadt bzw. (touristische) Altstadt lässt sich gut fußläufig erkunden. Die Thomaskirche ist eine der beiden Hauptkirchen Leipzigs und bekannt für einen der ältesten Knabenchöre Deutschlands, den Thomanerchor und natürlich als Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs (hier findet man im Übrigen auch seine Gebeine!). Von der Thomaskirche kann man direkt zum Markt laufen, dem großen Platz im Zentrum Leipzigs und – wie ich finde, – der beeindruckendste Platz in der Innenstadt. Das Alte Rathaus liegt an der Ostseite des Marktes und ist ein faszinierender Renaissancebau. Geht man durch das Alte Rathaus hindurch erreicht man die prunkvolle Alte Handelsbörse aus dem 17. Jahrhundert, eines der ältesten Barockbauwerke Leipzigs. Läuft man schließlich durch die schmalen Gassen der Stadt, erreicht man die zweite bedeutende Kirche von Leipzig, den Nikolaikirchhof mit der Nikolaikirche. Der Platz und die Kirche haben eine besondere Bedeutung für die Heldenstadt, da im und vom Umfeld der Leipziger Nikolaikirche die Montagsdemonstrationen 1989 ausgingen, die einen wichtigen Impuls für die Wende in der DDR gaben. In der Nikolaikirche selbst findet man eine kleine Ausstellung zur Friedlichen Revolution von 1989. Die Nikolaikirche ist die größte Kirche der Stadt, obwohl der pastellfarbene klassizistische Innenraum auf mich eher warm und klein wirkte. Auf der Nordseite des Platzes befindet sich die Alte Nikolaischule aus dem 14. Jahrhundert, die erste städtische Bürgerschule Leipzigs.
Streift man durch die freundliche Leipziger Innenstadt, findet man schnell viele kleine, glanzvolle Ladenpassagen, die von längst vergangenen Tagen erzählen. Da wäre z.B. nahe der Nikolaikirche Specks Hof, die älteste Ladenpassage der Stadt oder die Mädler-Passage, die beide beispielhaft für die Leipziger Messestadt stehen. Hübsch anzusehen, und – wie ich finde – geben sie der Altstadt ihren charmanten Wohlfühl-Flair.
Wer nicht mit der Bahn nach Leipzig kommt, sollte sich unbedingt den 1915 eröffneten Leipziger Hauptbahnhof anschauen. Es handelt sich um einen beeindruckenden Kopfbahnhof, der zudem der größte seiner Art in Europa ist. Wer nicht genug vom prächtigen Bahnhof kriegt, für den bietet die Stadt Leipzig auch regelmäßig Führungen an.
Ein weiterer Programm-Punkt eines jeden Leipzig Besuchers ist natürlich das Völkerschlachtdenkmal im Südosten der Stadt, was an die Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 erinnert. Mit 91 Metern Höhe zählt es zu den größten Denkmälern Europas und ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Doch wer es nicht schafft das Denkmal zu besuchen, keine Sorge! Denn der Komplex bildet eine ziemlich gute Landmarke in der Stadt mit einer dermaßen markanten Silhouette, dass es von (fast) jedem Aussichtspunkt in Leipzig sichtbar ist. Wer allerdings doch zum Denkmal aufbricht, sollte noch etwas Zeit für den daneben gelegenen Leipziger Südfriedhof einplanen. Es handelt sich dabei nicht nur um die größte Friedhofsanlage der Stadt, sondern er formt mit seiner Kappellenanlage mit einem 60 Meter hohen Glockenturm und weiteren Gebäuden das größte Friedhofsbauwerk Deutschlands. Mit den Rhododendronbüschen, Ginkgobäumen und verschiedensten Lindenarten sowie unzähligen, künstlerisch gestalteten Ruhestätten, die unter Denkmalschutz stehen, gleicht die 130 Jahre alte Friedhofsanlage einem idyllischen Park.
Vom Völkerschlachtdenkmal und Südfriedhof kommt man schnell in Leipzigs Szeneviertel, der Südvorstadt. Dreh- und Angelpunkt ist hier die Karl-Liebknecht-Straße, kurz: KarLi, die es sich wirklich lohnt einfach mal auf- und abzulaufen. – Nette Cafés, leckere und günstige Restaurants, bunte Flohmärkte, hippe Läden und laute Bars eingeschlossen! In der Südvorstadt findet man einen großen Altbaubestand, der aufwändig saniert wurde, die Mieten aber mittlerweile in die Höhe schießen lässt. Ansonsten ist die Südvorstadt jung, erfrischend und ziemlich lebendig. Auch wenn sich das Leipziger Stadtbild stetig verändert und viele junge Leute vermehrt in den trendigen Westen nach Plagwitz oder Lindenau ziehen, hat die Südvorstadt ihren ganz gewissen Charme. Es lohnt sich vorbeizuschauen!
Wo man nett sitzt?
In Leipzig gibt es so einige gemütliche, traditionelle Kaffeehäuser, aber auch kreative und trendige Cafés. Mitten in der Innenstadt an der Thomaskirche gibt es das Café Kandler, wobei es mehrere Café Kandlers in Leipzig gibt : ) Doch dieses ist meiner Meinung nach das gemütlichste. Einst bekannt als Teehaus, gibt es hier guten Kaffee, leckere Törtchen und natürlich die berühmten Leipziger Lerchen, ein mit Mandeln, Nüssen und Marzipan gefülltes Mürbeteiggebäck.
Café Kandler an der Thomaskirche // Thomaskirchhof 11, 04109 Leipzig
Wer es traditionell mag, der ist im Kaffeehaus Riquet in der Innenstadt an der richtigen Adresse. Dieses alte Café aus dem Jahr 1908/09 gehörte seinerzeit zu den originellsten Cafés der Stadt und geht auf die Handelstradition der Firma Riquet bis ins Jahr 1745 zurück. Die Verbindung mit Ostasien und dem Orient wird bereits klar, wenn man die beiden Elefantenköpfe am Eingang des ehemaligen Geschäftshauses erblickt. In diesem Café erlebt man eine kleine Zeitreise, nichtsdestotrotz wirkt dieses Unikat auch nach 100 Jahren nicht veraltet. Es gibt eine gute Kaffeeauswahl, leckere Torten und natürlich die traditionsreichen Leipziger Lerchen! Sehr lecker und empfehlenswert : )
Kaffeehaus Riquet // Schuhmachergässchen 1, 04109 Leipzig
Ob es wirklich Marshalls Mum ist, die in diesem sehr kleinen, aber gemütlichem Café in der Südvorstadt die sündhaft süßen Cupcakes und Brownies zaubert, das weiß ich nicht. Aber ein Besuch in diesem sympathischen und überaus leckerem Café lohnt sich allemal.
Marshalls Mum // August-Bebel-Straße 1, 04275 Leipzig
Wo man gut isst?
Das ist natürlich totale Geschmackssache, doch bleiben wir mal in der Innenstadt, nämlich in den berühmten Mädler-Passagen und gehen in das wohl traditionsreichste Haus Leipzigs: AUERBACHS KELLER! Das ist der einzige reale Schauplatz von Goethes „Faust“ und den sollte man einfach mal gesehen und erlebt haben. Trotz des Prestiges des Kellers ist das Essen durchaus erschwinglich und die Küche flexibel und lecker. Für mich gab´s Kartoffelklöße mit Rotkohl und eine angenehme Weißweinschorle und ich fand die Atmosphäre, das Essen und den Service im großen Keller tadellos. AUERBACHS KELLER ist im Übrigen nicht nur bei Touristen beliebt, sondern auch bei den Einheimischen – am Wochenende lohnt es sich also vorher zu reservieren.
AUERBACHS KELLER // Mädler Passage, Grimmaische Straße 2-4, 04109 Leipzig
Wo es die beste Aussicht gibt?
Das City-Hochhaus – auch als MDR-Turm & Uniriese bekannt – ist mit seinen 142,5 Metern eine weitere Landmarke der Stadt, quasi unübersehbar. Von der Aussichtsplattform (Eintritt 3,00 Euro) hat man den wohl besten Blick über die Leipziger Altstadt. Doch auch vom Panorama-Restaurant in selbigem Hochhaus in der 29. Etage hat man eine gute Sicht. Wer sich hier für den Business Lunch für 11,50 Euro entscheidet, wählt eine günstige Möglichkeit gute, gehobene Küche zu speisen.
Panorama Tower // Augustusplatz 9, 04109 Leipzig
Das Völkerschlachtdenkmal ist nicht nur das größte Wahrzeichen Leipzigs, sondern bietet auch eine grandiose Aussicht. Nach 364 Stufen erreicht man die Aussichtsplattform mit Panoramablick über Leipzig (8,00 Euro Erwachsene & 6,00 Euro ermäßigt – mit Museumsbesuch).
Völkerschlachtdenkmal // Straße des 18. Oktober 100, 04299 Leipzig
Wer sich den Eintritt sparen möchte bzw. neben den herkömmlichen touristischen Aussichtspunkten einen wundervollen Blick über Leipzig mit einem Spaziergang verbinden möchte, dem lege ich den Fockeberg nah oder – wer schwindelfrei ist – einen Ausflug auf den Aussichtsturm „Wackelturm“ im Rosental.
Wo man gut spazieren gehen kann?
Nahe der Karl-Liebknecht-Straße in der Südvorstadt liegt die ehemalige, mittlerweile 153 Meter hohe Trümmerkippe Fockeberg (am besten von der Hardenberg- oder Fockestraße erreichbar). Die lange, asphaltierte Hauptstraße ist 850 Meter lang, doch wer abkürzen will, kann sich auch querfeldein seinen Weg durch die Böschung suchen. Allerdings besteht gerade jetzt bei den winterlichen Temperaturen akute Rutschgefahr : ) Außerdem verhübscht nicht nur der Wald den Weg, sondern auch eine Skulpturensammlung beim Aufstieg. Der Fockeberg wird auch gut und gerne von Hunden samt Herrchen und Frauchen, Joggern und Familien besucht. Einmal oben angekommen, liegt einem die Leipziger Innenstadt zu Füßen.
Im Leipziger Rosental erhebt sich der 20 Meter hohe Rosentalhügel, der Ende des 19. Jahrhunderts durch Aufschüttung mit Hausmüll entstanden ist. Nach einem kleinen idyllischem Spaziergang entlang des Flüsschen Parthe, in der Nähe der Kläranlage, liegt versteckt zwischen Bäumen und Sträuchern ein Treppenaufgang zu einem Stahlturm, dem Rosentaler Wackelturm. Dieser führt im Zickzack nach oben und bietet einen Panoramablick auf Leipzig und seine nähere Umgebung. Doch Vorsicht! Der Wackelturm heißt nicht umsonst Wackelturm, denn schon der kleinste Windstoß bringt ihn ordentlich (!) zum Wackeln! Ein Erlebnis inmitten des Leipziger Grüns, das weder City-Hochhaus noch Völkerschlachtdenkmal bieten können : )
Und sonst so?
Zusammenfassend kann ich sagen, dass Leipzig eine interessante Stadt mit sehr charmanten Ecken ist, die sich in den letzten 25 Jahren unglaublich verändert hat. Ein Städtetrip nach Leipzig lohnt wirklich! Der graue, kalte Februar gilt dabei allerdings nicht unbedingt als der beste Monat, um eine Stadt zu erkunden (zumal im Sommer wohl jede Stadt schöner ist)! Doch wir hatten großes Glück – und nur einen neblig, verhangenen Tag. Ansonsten viele Sonnenstrahlen. Für wen´s dann aber mal gar nicht auszuhalten ist mit Sicht und Kälte, für den gibt’s die unzählig vielen, leckeren Kaffeehäuser mit gutem Kaffee, heißer Schoki und Leipziger Lerchen in der Stadt. Und wem auch das nicht mehr helfen sollte: auf in die Sachsen-Therme in die heiße Sauna : )
Eure, Antje
Leipzig ist schon sehenswert. Schöne Bilder, guter Bericht. 😊
Lieben Dank 😉
Du hast Leipzig gut getroffen, viele Facetten und nicht nur die einschlägigen Sehenswürdigkeiten erwischt. Sehenswerte Bilder und ein guter Bericht über Leipzig. Danke.
Zur kleinen Ergänzung 😉
https://ellbeh64blog.wordpress.com/leipzig/
Lieben Dank!
Sehr schöner Beitrag. Wir lieben Leipzig und waren bei der Eröffnung des neuen City Tunnels dabei. Leipzig ist immer wieder eine Reise wert.
Ach meine Uni-Stadt. Schöner Bericht!
Und schöne Stadt 😉 Vielen Dank!!!
Eine wunderbare und praezise Beschreibung. Ich bereise Leipzig regelmaessig nun schon seit 10 Jahren und habe die Stadt und ihre Bauwerke aus diesem Blickwinkel noch nie gesehen. Danke fuer die Inspiration, diese Stadt neu zu entdecken.
Danke Dir : )
Ich kenne Leipzig sehr gut, da wir familiär bedingt in größeren Abständen immer wieder die Stadt besuchen. Als ich deinen Bericht las, bekam ich richtig Fernweh und das dringende Bedürfnis, noch in diesem Jahr Leipzig erneut zu sehen. Danke!
Danke Dir Ludwig!! Freut mich total zu hören!! : )
Toller Bericht, bin in einer Woche in Leipzig – freue mich schon auf diesen Städtetrip. LG Marcy
Lieben Dank Marcy!! Viel Spaß in Leipzig, ich fand die Stadt ja auch im Februar schön, aber jetzt spielt auch noch das Frühlingswetter mit!! LG Antje
Leipzig im Sommer ist ein Traum, eine Runde durch die Stadt paddeln und am Abend am Cosi einen Cocktail trinken.
Das glaub ich gern. Danke für den Tipp Anna. Nach Leipzig im Winter, werde ich es nun auf meinen Sommerplan tun 😉 LG Antje
Lebendiger, einladender Bericht, vielen Dank. Er macht Lust, Leipzig einmal zu besuchen. Liebe Grüsse, Elisa
Lieben Dank Elisa!