Nach einem knappen halben Jahr und kurz vor Schluss habe ich es endlich auf die IGA 2017 geschafft. Denn vom 13. April bis 15. Oktober 2017 ist Berlin erstmals Austragungsort des größten Gartenfestivals Deutschlands.
IGA 2017 – „Ein MEHR aus Farben“ durchschweben
IGA? – Das ist doch die internationale Gartenbauausstellung, in der internationale Gartenkunst, Landschaftsbau, Pflanzenzucht, Gartengeräte und grüne urbane Lebenskultur gezeigt werden? Richtig. So wurden u.a. auf 25.000 Quadratmetern des IGA-Geländes Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt, nämlich genau: 1.500 neue Bäume wie Eichen, Kiefern und Birken; 6.000 neue Rosen und Gehölze; 35.000 neue Stauden und über 300.000 Blumenzwiebeln. Doch was im ersten Moment vielleicht noch nicht so spektakulär klingt, ist den Besuch allemal wert! Denn auf dem insgesamt 104 Hektar großen Areal in Marzahn-Hellersdorf gibt es unter dem Motto „Ein MEHR aus Farben“ nicht nur hübsch dekorierte Blumenbeete, Themengärten und farbenfrohe Pflanzenkübel zu sehen und Berliner Randluft zu schnuppern. Nein! -, die Betreiber der IGA haben sich alle Mühe gegeben das IGA Gelände rund um die Gärten der Welt in den letzten drei Jahren bautechnisch ordentlich aufzupeppen. Da sind nicht nur die neue Tropenhalle, das Amphitheater und die Natur-Bobbahn hinzugekommen, sondern auch die eigens für die IGA betriebene Kabinen-Seilbahn (deren Weiterbetrieb vorerst nur für drei Jahre gesichert ist) und die Aussichtsplattform „Wolkenhain“.
Berlin, diese Stadt mit der äußerst flachen Silhouette hat nun (s)eine eigene Seilbahn bekommen, um … nun ja, sagen wir es mal so, einen Hügel zu erklimmen, dessen Gipfel man auch problemlos ohne Seilbahn erreichen könnte. Doch die Aussicht ist sonderbar einmalig und ebenso ist es, in 1,5 Kilometern Länge und 300 Metern Höhe über das Blumenmeer und die grüne Parklandschaft des weitläufigen Wuhletals und des Kienbergs zu schweben!
In einer kurzen, gemütlichen Fahrt gelange ich von der Talstation Kienbergpark am wieder eröffneten U-Bahnhof Kienberg – Gärten der Welt (ehemals: Neue Grottkauer Straße) auf die Bergstation Wolkenhain. Am Kienberggipfel schwebt die Aussichtsplattform wolkenartig über den Baumwipfeln des Trümmerbergs und ich habe einen super Blick über Berlins Plattenbauten. In der Ferne erspähe ich den Fernsehturm und blicke natürlich auch ins benachbarte grüne Brandenburg. Marzahn-Hellersdorf hat mit dem „Wolkenhain“ definitiv eine eigene Landmarke bekommen!
Durch die Internationalen Gärten aus fünf Kontinenten schlendern
Wenig später betrete ich erneut die Gondel der Seilbahn, um den Kienberg zur anderen Talstation am Blumberger Damm hinabzufahren. Ich mache mich auf ins Herzstück der IGA, in die bekannten „Gärten der Welt“, die in ihrer Flächengröße verdoppelt wurden. Die neuen internationalen Gärten, die von Landschaftsarchitekten aus fünf Kontinenten entworfen wurden, haben es mir besonders angetan.
Da wäre z.B. „Cultivated by Fire“ (dt.: „Vom Feuer kultiviert“) zu nennen, wo die schöpferische Kraft des Feuers im Mittelpunkt steht. Schwarze Pfähle ragen in diesem Garten aus schwarzer Erde neben verbrannten Büschen den Himmel empor. Was im ersten Augenblick leicht irritiert und einige Besucher gleich am Eingang wieder umkehren lässt, wird verständlicher, als sich herausstellt, dass es sich um den australischen Beitrag zur IGA 2017 handelt. Erklären tut es das australische Büro in etwa so: Seit Jahrtausenden nutzen die Stämme der Aborigines (Ureinwohner Australiens) das Feuer als Instrument der Bodenkultivierung. „Fire Stick Farming“ (dt. in etwa: „Feuerstab-Anbau“) nennt sich die kontrollierte Verbrennung von Land zur Steigerung der Fruchtbarkeit des Bodens. Das Feuer schafft eine wichtige Grundlage für die Ernährung der indigenen Völker, denn essbare Pflanzen gedeihen ebenso wie Gräser, die als Nahrungsquelle für die von den Aborigines gejagten Wildtiere dienen. In den Regionen, in denen das „Fire Stick Farming“ heute noch praktiziert wird, entsteht ein Mosaik aus verbrannten Landschaften unterschiedlicher Regenerationsgrade. Der australische Mosaikgarten „Cultivated by Fire“ soll an die Elemente der verbrannten und regenerierten Landschaften Australiens erinnern.
Neben dem australischen Garten finde ich den Garten „Dule Yuan“ (dt. in etwa: „Garten des abgeschiedenen Vergnügens“) des chinesischen Landschaftsgestalter Zhu Yufan und das „African Bouquet“ (dt.: „Afrikanischer Blumenstrauß“) ziemlich sehenswert. Doch mein Favorit ist der thailändische Beitrag zur IGA „The Garden of the Mind“ (dt.: „Garten des Geistes“), der für ein zeitgenössisches thailändisches Lebensgefühl steht. In diesem Garten tummeln sich auch die meisten Besucher der Gartenbauausstellung, stets in dem Versuch sich ohne „Störenfriede“ im Spiegelkabinett des „Garten des Geistes“ zu fotografieren : )
Zum Ende meines Besuches flaniere ich noch ein bisschen über den 280 Meter langen Wuhlesteg, der das Wuhletal mit seinen Wiesen und Wässerchen durchquert. Ich genieße die letzten Sonnenstrahlen und schaue sehnsüchtig auf die spielenden Kinder, die sich in und um einen riesigen grauen Urwald-Wal verlustieren.
Drei futuristische Spielplätze wurden auf dem IGA-Areal neu geschaffen, die von Erichs Kästners Kinderbuch „Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee“ inspiriert wurden. In mir rufen die Riesenpalmen und das Pferd Negro Kaballo jedoch vielmehr Erinnerungen an meinen letzten LEGO playground hervor, dessen stolze Besitzerin ich einst war. Doch ob nun der werte Herr Kästner oder LEGO-Nostalgie, Fakt ist, dass dieser Spielplatz ziemlich Lust macht, sich den spielenden Kindern anzuschließen und eines der „Fabelwesen“ zu beklettern oder bei den Wasserspielen mitzumischen.
Nach diesem Schmankerl lässt sich definitiv sagen, dass auf der IGA 2017 alle Generationen auf ihre Kosten kommen!
Mein Fazit zur IGA 2017
Mich als „Ur-Berlinerin“ hat die IGA 2017 in zweierlei Hinsicht verzückt.
Zum einen, weil ich an Berlin von vornherein mag, dass es eine so grüne Stadt mit vielen kleinen Oasen ist. Die IGA hat unserer Hauptstadt in diesem Jahr eine besonders schöne grüne Lunge geschenkt!
Zum anderen findet die IGA in jenem peripheren Bezirk statt, in dem ich geboren bin. Marzahn-Hellersdorf führt jedoch keineswegs (mehr!) die Beliebtheitsliste der Berliner Traum- und Szeneviertel an. Heute gibt es keine langen Wartelisten mehr für die „begehrten Neubauten“ wie es zu DDR-Zeiten noch der Fall war! Meine Mutter würde an dieser Stelle mit Sicherheit anfangen von den Schafen und der Friedlichkeit zu erzählen, die es „damals“ gegeben hat, als „wir“ nach Marzahn gezogen sind (definitiv vor meiner Zeit : ) Doch die Schafe sind zurück! Denn neben vier Rindern und drei Pferden, haben auch sechs Schafe – allesamt vom Aussterben bedrohte heimische Haustierrassen – einen schmucken Weideplatz im „Arche-Park“ der IGA Berlin gefunden.
Und an alle Tierfreunde: Keine Sorge! Auch nach der IGA 2017 werden die Vierbeiner weiterhin als Landschaftspfleger auf dem Gelände eingesetzt.
Resümierend kann ich sagen, dass die unspektakuläre Landschaft Marzahn-Hellersdorfs, zuerst mit den „Gärten der Welt“, um die herum schließlich im bewaldeten Kienberg und Teilen des wasserreichen Wuhletals die „Internationale Gartenausstellung“ (IGA 2017) ausgetragen wird, einen neuen Raum für Kultur, Erholung, Sport sowie Natur- und Umweltschutz gewonnen hat.
Der IGA 2017 verdankt Berlins zehnter Verwaltungsbezirk nicht nur ein neu definiertes naturnahes Wohnen, sondern auch ein bisschen neu aufgekommene „Begehrlichkeit“.
In diesem Sinne, – sofern ihr es noch nicht getan habt, – überzeugt euch einfach selbst! Besucht Berlins grüne Lunge in Marzahn-Hellersdorf! Die IGA 2017 findet noch bis zum 15. Oktober 2017 statt.
Bis dahin! Eure Antje
Wenn dir dieser Artikel gefallen hat und du gerne über Neuigkeiten informiert werden möchtest, dann abonniere diesen Blog entweder hier per Mail, Facebook oder Instagram. Garantiert kein Spamming : )
Das schaffe ich leider nicht mehr vor dem 15. Oktober. 🙁
Danke für diesen schönen Bericht, liebe Antje. Da Du ja bereits einige der in der IGA dargestellten Länder und Kontinente bereist, und somit waren Dir die Pflanzen vielleicht sogar schon bekannt. Für mich wären sie alle neu gewesen, und damit noch faszinierender.
Es hat mich gefreut, wieder einen Post von Dir zu lesen.
Liebe Grüße aus Colorado, Tanja
Vielen Dank Tanja! Und schade, dass es nicht mehr klappt mit der IGA, aber ja, Colorado ist dann doch ein wenig weit für den Abstecher 😉
Liebe Grüße aus Berlin und wie immer danke für’s Vorbeischauen! Antje
Die Gärten der Welt hätten es mir als Landschaftsplanerin auch angetan. Leider schaffe ich es dieses Jahr nicht mehr. Daher Danke für die Eindrücke! LG Simone
Gerne Simone 🙂 Allerdings sollen fast 80% der für die IGA geschaffenen Gärten und Baumaßnahmen erhalten bleiben. Ein Besuch der „Gärten der Welt“ in den kommenden Jahren, lohnt dann vielleicht auch. LG Antje
Oh, schön! Berlin steht bei mir des Öfteren mal auf dem Programm!
Da wollten wir von HH auch hin. Betonung liegt auf wollten.
Aber mit diesem Beitrag ist es fast so, als wären wir da gewesen. 😊😊😊
lieben Gruß
Ewald
Oh! Danke für die lieben Worte Ewald und schade, dass es nicht geklappt hat! Aber ein großer Teil der IGA bleibt ja durch die Gärten der Welt erhalten. Also vielleicht auf nächsten Sommer/ Herbst : ) Liebe Grüße nach HH aus Berlin! Antje
…warum in die Ferne schweifen…
Danke für diesen wunderbaren Bummel in Wort und Bild!
Liebe Sonnenscheingrüße
Lieben Dank fürs Vorbeischauen und etwas stürmische Grüße zurück! Morgen ist hier hoffentlich auch wieder Sonnenschein : ) LG Antje
Warum haben die Berliner so einen verstrichenen Himmel? Ist das die berühmte Berliner Luft, Luft, Luft?
Vielleicht ist es die Berliner Luft? Aber immerhin ist sie etwas frischer über den Gärten der Welt, weil´s so schön grün ist!