Eine Woche Malerweg: vier Beine und zwei Pfoten
Genau vor einem Jahr – im goldenen Oktober – habe ich mich mit meinem Hund Rokee aufgemacht: es ging in die Sächsische Schweiz zum Wandern! Nun ist die Zeit wieder gekommen…die Blätter fallen von den Bäumen, es ist kühl, naß und grau draußen und ich schaue wehmütig aus dem Fenster und denke an unsere Wanderung in Sachsen zurück.
Nun ist das ja so eine Sache mit dem Wandern und das auch noch in Deutschland! Obwohl – eigentlich ist es ja mittlerweile total hip geworden wandern zu gehen. Und auch der Malerweg ist ganz plötzlich zur neuen Hipster-Pilgerroute geworden. Gefühlt jeder zweite „Berliner“ schnappt sich in seiner Berlin-Zeit irgendwann mal seinen Fjällräven und fährt die knapp 230 Kilometer nach Pirna, zum Tor der Sächsischen Schweiz, um ein paar Etappen wandern zu gehen.
Vor einem Jahr, da war das allerdings noch nicht so. Auf unseren Etappen, da waren Rokee und ich zeitweise ganz allein unterwegs und gerade an den etwas verregneten Tagen, da schienen wir die Einzigen zu sein, die bergauf und bergab marschierten.
Wir hatten zwar – das muss ich ehrlich zugeben – kein bombastisches Wetter und ich auch einige Vorurteile im Schlepptau, doch wir wurden eines Besseren belehrt. Denn zum einen entschied ich mich erstmals dafür nicht in die Ferne zu reisen, sondern in Deutschland zu bleiben und zum anderen nahm ich mir eine komplette Auszeit (!) zum Wandern.
Wandern war bei mir nie zuvor Thema gewesen. Vielmehr hatten mich meine Eltern als Kind stets zum Wandern in die österreichischen Alpen verdonnert während meine Schulfreunde nach Italien zum Baden gefahren sind. Doch was soll ich sagen? Meinungen ändern sich. Zum Glück.
Mein Fazit ist folgendes: Deutschland ist schön (na, wer hätte je daran gezweifelt?).
Damit will ich sagen, dass Fernweh toll ist, doch manchmal liegt die Ferne quasi vor der eigenen Haustür – man muss nur bereit sein sie zu entdecken. Seitdem habe ich mir vorgenommen jedes Jahr eine neue Ecke in Deutschland zu „erkunden“ (in diesem Jahr gings im Übrigen in die Eifel) – und wurde bisher nicht enttäuscht.
Und außerdem ist Wandern toll. Es war einfach wunderschön mal ´ne Auszeit zu nehmen. Diese absolute Ruhe zu genießen, den Kopf wirklich frei zu bekommen und vor allem tief durchzuatmen. Und nein, das ist nicht bloß so ein Geschwafel, es hilft wirklich! Es muss nicht immer die Karibik sein, sondern manchmal tuts auch eine Prise frische Luft, Stille & Weite – Natur pur …. Schönheit, wohin das Auge nur sieht. Denn nicht umsonst heißt diese Wanderroute im Osten Deutschlands „Malerweg“.
Der Ursprung des Rundwanderweges geht bis in das 18. Jahrhundert zurück, als das Elbsandsteingebirge als wildromantisches Reiseziel in Mode kam. Caspar David Friedrich, Ludwig Richter, Richard Wagner und Hans Christian Andersen sind nur einige der vielen prominenten Reisenden, die einen Teil dieses traumhaften Weges in der europäischen Romantik zurückgelegt haben. Aber überzeugt euch selbst. Die Bilder sprechen für sich.
Los gings in Pirna, das eingebettet in die malerische Landschaft des Elbtales, zwischen Dresden und dem Elbsandsteingebirge, liegt. Dieses romantische Städtchen gilt als das Tor zur Sächsischen Schweiz.
Die touristische Route des Malerwegs besteht aus 112 Wanderkilometern in acht Tagesetappen unterteilt, wobei die Strecken frei wählbar ist. Es lohnt sich aber den gesamten Weg zu gehen, denn der Wanderweg hat den Bonus, dass er ein Rundweg ist. Sprich, wer den gesamten Weg geht, kommt am Ausgangspunkt wieder an, wo eventuell Auto, Fahrrad, Bus oder Bahn warten. Ich werde mir aber an dieser Stelle sparen eine separate Karte einzustellen und die einzelnen Etappen zu umschreiben. Denn eins muss man sagen: der Tourismusverband Sächsische Schweiz hat sich ordentlich Mühe gegeben und eine umfangreiche und sehr gute Website erstellt. Hier werden die einzelnen Etappen umschrieben und Unterkünfte empfohlen, die wirklich gut und nicht überteuert sind.
Rokee und ich waren jedoch recht spontan unterwegs und hatten zuvor nichts gebucht. Hand aufs Herz: Wir hatten Glück! Wir sind gut über die Runden gekommen, obwohl ich sagen muss, dass es mit Hund schwieriger ist, eine passende Unterkunft zu finden als ohne. Da erinner ich mich besonders an eine Nacht der 4. Etappen, wo wir in Neumannmühle übernachten wollten. Leider war dort alles ausgebucht, worauf wir zurück zur Felsenmühle liefen, wo leider auch kein Platz mehr für 6 müde Beine war. Wir hatten bereits knapp 20 Kilometer auf dem Buckel und so einige Höhenmeter hinter uns gelassen und entschieden uns dann dafür in der 420-Seelen-Gemeinde Ottendorf unser Glück zu versuchen. Bei Nieselregen und dichtem Nebel mussten wir dann leider feststellen, dass die empfohlene Unterkunft gerade selber „Urlaub machte“. Totaler Tiefpunkt. Kurz vor Mitternacht fanden wir dann schließlich in einem privaten Gasthaus Unterschlupf, nachdem wir das halbe Örtchen verrückt gemacht und zur abendlichen Unterhaltung beigetragen hatten. Ich muss aber sagen, dass die Ottendorfer, denen ich begegnet bin, keineswegs mit ihrer Gastfreundlichkeit gegeizt haben und wir uns sehr wohl gefühlt haben. Doch die Nacht wurde kurz.
Wer hingegen nur als Zweibeiner unterwegs ist, eher von der flexiblen Sorte & nicht so anspruchsvoll, der findet eigentlich immer eine trockene Herberge für die Nacht.
Mein absolutes Highlight im Elbsandsteingebirge ist zugleich auch die bekannteste Sehenswürdigkeit des Gebirges, nämlich die Bastei. Von der Basteibrücke und den umliegenden Aussichten hat man aus 194m Höhe einen atemberaubenden Ausblick über die Elbe.
Rokee und ich sind die ersten 5 Etappen den klassischen Malerweg gelaufen. Nach der 5. Etappe haben wir uns dann entschieden, dass wir die kommenden 3 Etappen auslassen werden und dafür die „alte Route“ zum Prebischtor nehmen. Das Prebischtor ist mit einer Höhe von 16 Metern und einer Basisspannweite von 26,5 Metern das größte Naturfelsentor Europas. Vielleicht gibts jetzt ein Déjà-vu–Erlebnis – ja, es ist das Felsentor aus dem Film „Die Chroniken von Narnia“!
So sind Rokee und ich von Schmilka nicht wie nach Plan bis zum Kurort Gohrisch gelaufen, sondern auf die tschechische Seite nach Hřensko (dt.: „Herrnskretschen“) marschiert. Im Herzen der Böhmisch-Sächsischen Schweiz haben wir uns zwei Tage im urigen Hotel Labe (dt.: „Elbe“), in bester Lage direkt an der Elbe, niedergelassen. Das Hotel hat seine glamourösesten Tage bereits hinter sich gelassen. – Rokee und ich fanden es aber durchaus charmant & haben uns hier wohl gefühlt.
Nach unserem tschechischen Abstecher, der sich im Übrigen total gelohnt hat, gings dann von der sächsischen Kleinstadt Bad Schandau, die quasi auf der gegenüberliegenden Seite von Hřensko (einmal mit der Fähre die Elbe überqueren!) liegt, mit Zug & Bus über Dresden zurück nach Berlin. Die letzten 3 Etappen des Malerwegs haben wir ausgelassen. Nicht weil wir keine Lust mehr hatten, sondern weil uns schlichtweg die Zeit davon gerannt ist. Wir fanden es in Hřensko einfach so gemütlich, dass wir gebummelt haben.
Aber was soll´s – so gibt’s immer einen guten Grund zurückzukommen. Es lohnt sich auf jeden Fall!!
Ich habe Deutschland eigentlich erst richtig schätzen gelernt, nachdem ich viel gereist bin. Das hat meine Wahrnehmung geschärft. Und Sächsische Schweiz ind Eifel, ja das sind richtig gute Wandergebiete! So, jetzt habe ich genug auf Deinem schönen Blog gestöbert, denn mein Job ruft 🙂 Schönes Wochenende! LG Simone
Liebe Simone, oh ja das stimmt. Genauso ist es auch bei mir. Ich bin viel durch die Welt gereist und sehr wenig im eigenem Land. Aber das „Reisen“ an sich hat meine Wahrnehmung und Blick geschärft und nun entdecke ich immer mehr wie schön eigentlich Deutschland ist und was für tolle, vor allem grüne Ecken zum Wandern es gibt. LG Antje
Deine schönen Beschreibungen machen richtig Lust zum Wandern, liebe Antje. Ich bedaure immer, daß ich eigentlich ziemlich wenige Gebiete in Deutschland kannte, und jetzt bin ich leider zu weit weg, um sie zu erkunden. Aber vielleicht können wir ja mal irgendwann einen Abstecher in die sächsische Schweiz machen.
Liebe Grüße,
Tanja
Liebe Tanja, sehr gerne. Ich erkunde auch erst seit ein paar Jahren die verschiedensten Ecken Deutschlands und die Sächsische Schweiz hat mich unglaublich begeistert. Mich und meinen Hund Rokee natürlich 😉 Wir freuen uns immer wieder dorthin zurückzukehren. Sofern es dich eines Tages in diese Ecke verschlägt, gib uns Bescheid!!
Liebe Grüße,
Antje
Interessanter Bericht, prima Fotos!
Danke schön, Pit!
So eine „gewaltige“ Tour würde ich nicht durchhalten. Das wäre zu viel für meine kleinen Pfoten. Trotzdem habe ich Tour am Bildschirm genossen und mit Rokee ein wenig Mitleid gehabt.
Lieben Dank.
Ich muss auch zugeben, dass ich Rokee im Nachhinein viel zugemutet habe – es war ja etwas anders geplant gewesen. Aber in diesem Jahr wird er nun neun und ist fit wie ein Turnschuh und genießt weiterhin alle Wanderungen.
Herzliche Grüße,
Antje