Es gibt diese wundersamen Orte auf Erden, die eine gewisse, manchmal unerklärliche Magie versprühen. Für mich sind das oft bestimmte Landschaften mit markanten Pflanzen bzw. Bäumen.
Vielleicht weil die manchmal recht großen, übermächtigen und jahrhundertealten Bäume und Pflanzen einem mal wieder die eigene Winzigkeit auf dieser Welt näher bringen. Vielleicht, weil man sie häufig an Orten findet, wo das Leben so harsch und rau erscheint, dass es einen schlichtweg beeindruckt, wenn sie dort plötzlich so prächtig und stolz stehen. Aber vielleicht ist die Antwort auch viel einfacher: weil sie eben schön sind!
Ob nun ein einsamer Kameldornbaum in der Savanne der Kalahari in Namibia – manchmal der einzige Schattenspender weit und breit – oder die riesige baumartige Cardón Kaktee Mexikos, – im Übrigen mit bis zu über 19 Metern Höhe die größte Kaktee der Welt! – sie faszinieren mich. Daher wollte ich mich natürlich auch auf die Spuren der Köcherbäume begeben, die man als endemische Art vorzugsweise im Norden Südafrikas und in Namibia antrifft. Diese beiden kargen Landschaften sind die beiden am dünnsten besiedelten Regionen ihrer jeweiligen Länder. Das Klima ist heiß (!) und trocken und als Landschaftsform dominieren Trockensavanne und Halbwüste. Die landwirtschaftliche Nutzung ist hier sehr begrenzt und auf den großflächigen, spärlich bewachsenen Naturweiden werden extensiv insbesondere Schafe und Ziegen gehalten. Wenn man Glück hat und welche sieht, sind diese manchmal die einzigen Wegbegleiter für viele Stunden! : ) Wer sich hier her begibt, den erwartet eine lange Fahrt auf einsamen Wegen und manchmal hat man das Gefühl, dass einen die endlosen Schotter- und Sandpisten ins Nirgendwo führen, doch das stimmt natürlich nicht! Im wundersamen Norden Südafrikas und im Süden Namibias trifft man auf ein „vergessenes Land“ voller unvergesslicher Eindrücke mit dramatischer Schönheit und Bildern von großer Intensität.
Los ging unser kleiner kleiner viertägier Roadtrip von Kapstadt ins rund 320 Kilometer entfernte Strandfontein an der Westküste Südafrikas. Je höher man nördlich entlang der Küste fährt, verändert sich die Landschaft zunehmend und das Klima wird rau und trocken, bestimmt durch die kalte Benguela-Meeresströmung. Strandfontein ist ein sympathisches kleines Küstenörtchen mit einem wundervollen langen weißen Strand, felsigen Buchten und ganz viel Ruhe.
Von Strandfontein ging es weiter ins rund 400 Kilometer entfernte Vioolsdrift, ein kleiner Ort in Südafrika an der Grenze zu Namibia. Wir fuhren die manchmal endlos erscheinende Schotterpiste stundenlang entlang bis wir endlich mal eine verlassene Farm erspähten oder ein unspektakuläres kleines Farmerstädtchen. Belohnt wurden wir dann aber mit dem Oranje oder auch Orange River, dem längsten Fluss Südafrikas und der „natürlichen Grenze“ zwischen Namibia und Südafrika. Der Orange River entspringt in den wundervollen Drakensbergen in Lesotho auf einer Höhe von 3000 Metern über dem Meeresspiegel und legt eine Strecke von 2160 Kilometern zurück bis er schließlich im Atlantische Ozean mündet. Auf seiner langen Reise wird der stille Strom dann bei Vioolsdrift intensiv für die Bewässerungswirtschaft genutzt. Überall sieht man nahe des sandigen Flussbettes des Oranje Tafeltrauben und Zitrusfrüchte wachsen während dahinter schroffe, rotbräunliche Bergketten und Dünenfelder die Landschaft säumen. Überaus saftige Weintrauben haben mich jedenfalls persönlich davon überzeugt, wie süß und lecker es neben dem Oranje gedeiht!
Von Vioolsdrift ging es über die namibische Grenze und über kleinere und größere Umwege auf der Schotterpiste ins rund 180 Kilometer entfernte „ǀAi-ǀAis“. Das wundervolle Ai-Ais bedeutet in der Sprache der Nama „brennendes Wasser“ und natürlich sprudelt aus den heißen Quellen von Ai-Ais auch Thermalwasser. Direkt aus der Quelle ist das Wasser rund 60 Grad heiß und reich an Sulfaten, Chloriden und Fluoriden. Ai-Ais liegt am südlichen Ende des Fish River Canyon, dem größte Canyon Afrikas und nach dem Grand Canyon der zweitgrößte der Welt. Das Gebiet um die heißen Quellen gehört zum staatlichen Naturschutzgebiet Ai-Ais/ Richtersveld Transfrontier Park, einem länderübergreifenden, grenzenlosen Nationalpark zwischen Namibia und Südafrika. Im Sommer staut sich die Hitze in der engen, sehr tief liegenden Schlucht des Fish River und die Temperaturen liegen bei rund 40 Grad, wenn nicht noch höher! Uns hingen die Zungen jedenfalls bis zum Hals. Als passionierte Wassertrinkerin habe ich noch nie so viele „cool drinks“ auf einmal zu mir genommen wie in Ai-Ais. Mein Körper krächzte, – nein ächzte danach! Wer nun aber denkt in dem Außenpool des „Ai-Ais Resort“ Erfrischung zu finden, der wird nicht fündig werden! Denn Außen- und Wassertemperatur liegen oft auf dem selben Level. Nichtsdestotrotz war es eine der wunderbarsten Erfahrungen nachts – als die Außentemperatur dann ein wenig gefallen war – in den heißen Quellen umgeben von einem zerklüfteten, schwärzlichen Massiv zu baden. Den Blick dabei in den wundersam funkelnden afrikanischen Sternenhimmel gewandt…
Am späten Abend kann man dann im Übrigen auch das Pavianspektakel beobachten. Denn die Affen kommen gerne vom Bergmassiv ins Ai-Ais Resort runter. Das nicht nur tagsüber um die Mülltonnen zu durchsuchen, die Mitarbeiter auf Trab zu halten und die Damen in den Umkleide-Badehäuschen zum Kreischen zu bringen, sondern auch zum Trinken. Denn der von Menschenhand geschaffene Thermalpool scheint ihre einzige (warme) Wasserquelle (!) zu sein. Wenn man nun am Abend im Pool seine Runden dreht, kann man zu sehen wie erst das Alphaäffchen kommt und schaut, ob die Luft rein ist. Sofern sie das ist – und nur ein paar „seltsam bekleidete“ Primaten in ihrem Trinkloch planschen (!) – kommt nach und nach die ganze Sippschaft. 20-30 Paviane beehrten mich jedenfalls in dieser Nacht. Sie beugten sich ringsherum um den großen Pool und schlürften ihr Wasser. Irgendwann packten sie sich dann wieder ihre Kleinsten auf den Rücken und verschwanden allesamt im zerklüfteten Bergmassiv. Dort kann man dann noch bis spät in die Nacht hinein ihre Silhouette beobachten wie sie auf einem heraus stechenden Felsen sitzen und ihr Ai-Ais Königreich bewachen.
Am nächsten Tag ging´s dann weiter in den neben dem Fish River Canyon gelegenen Gondwana Cañon Park. In dieser flachen Gegend herrschen extreme aride Klimaverhältnisse und die einzigen Lebewesen die wir in dieser kargen Landschaft angetroffen haben waren Gemsböcke und Orxy. Dafür wachsen und gedeihen hier nun die wundersamen Aloen – nämlich die Köcherbäume (af: „Kokerboom“ & engl.: „Quiver tree“) bestens. Um die geht´s hier ja schließlich auch : )
Die Sukkulenten überleben in dieser rauen, trockenen Gegend, da sie fähig sind große Mengen Wasser in ihrem schwammigen Mark und Blättern zu speichern. Ein Köcherbaum kann bis zu 9 Meter hoch und über einen Meter dick werden und wächst zumeist an felsigen Hängen. Die Wüstenpflanzen blühen allerdings erstmals nach 20 bis 30 Jahren mit ihren charakteristischen gelben Blüten. Die wundersamen Aloen beehren unsere Erde rund 300 Jahre, um dann Platz für neue Köcherkinder zu schaffen. Zum Glück hatte ich meinen Freund den Fotografen Gary dabei, der diese wunderschönen Bilder der Köcherbäume – wohl eines der beliebtesten Fotomotive Namibias – und der charakteristischen rauen Landschaft gemacht hat. Die Bilder sprechen für sich, daher endet dieser Bericht auch an dieser Stelle.
Bleibt nur noch zu sagen, dass diese faszinierenden Bäume in Namibia und Südafrika unter Naturschutz stehen (zum Glück, so kam ich nicht auf dumme Gedanken, denn meine heimische Sukkulenten-Sammlung wächst!). Die Ehrung der wundersamen Köcherbäume kommt in Namibia im Übrigen auch dadurch zum Ausdruck, dass ein Köcherbaum die 50-Cent-Münze ziert. Und die darf man dann auch mit nach Hause nehmen : )
Welch unwahrscheinlich schönen Landschaften und Bäume. Vielleicht habe ich die Information ja in einem früheren Blog verpaßt, aber ich bin neugierig zu erfahren, wie Du dazu kamst, so viel Zeit in Südafrika zu verbringen. Ich war noch nie dort, empfinde aber starkes Fernweh, wann immer ich Deine Zeilen lese.
Hallo Tanja, danke für deine Nachricht. Oh, das ist eine lange Geschichte …ich war vor vielen Jahren das erste Mal in Namibia, dort arbeite ich für einen kleinen gemeinnützigen Verein (Suni e.V.) und bin von dort das erste Mal nach Südafrika gereist. Ich habe mich in das Land und vor allem die wunderschöne Kap-Halbinsel verliebt und dann immer einen Grund gefunden zurück zu kommen. Studium, Praktikum, Arbeit …Seit sechs Jahren – jedes Jahr – irgendwas gab´s immer, um zurückzukehren : ) Sowohl Namibia als auch Südafrika faszinieren mich und bieten so unwahrscheinlich viel Kultur, aber vor allem atemberaubende Landschaften und Flora & Fauna…
Hallo Antje, danke für Deine Erklärung. Wie schön, daß Du immer wieder Gelegenheit hast, nach Südafrika und Namibia zurückzukehren. Danke, daß Du uns diese Länder näherbringst. Ich wünsche Dir weiterhin gute Erlebnisse.
Das sind wirklich faszinierende Bäume. Vor allem, wenn man sich so den Größenunterschied betrachtet zwischen Mensch und Baum.
LG von der Rabin
Wunderschöne Bilder und sehr schöner Beitrag! Namibia scheint vielseitiger und schöner zu sein, als ich dachte 🙂
Liebe Grüße,
https://weltenbummlereck.wordpress.com/
Vielen Dank. Ja, es ist ein wundervolles Land und wirklich sehr vielseitig 😉 Einen lieben Gruß, Antje
Leider kenne ich Namibia noch nicht, doch die Bilder machen Lust auf eine Reise. Übrigens, ich finde das Bild mit der Giraffe umwerfend, etwas ganz besonderes, in dem „About me“-Post. Wo machst Du denn die Ausbildung zur Fachjournalistin und in welche Richtung soll es mal gehen?
LG
Sabine
Danke Dir Sabine!! Ja Namibia ist unglaublich vielfältig und ein Land, in das ich immer wieder gerne zurückkehre!! Die Ausbildung zur Fachjournalistin mache ich an der FJS Berlin. Ich bin studierte PoWi, aber denke dass es eher in die Richtung Länderreportagen geht mit allem was dazu gehört. Aber mal schauen, wo es mich hinführt : ) LG Antje
Viel Glück! Gute Entscheidung!
Antje, bist du im März zufällig auf der ITB in Berlin?
Hallo Sabine, nein leider nicht. Wär gern mal dabei, aber leider zu weit weg, da ich in Südafrika sein werde. LG
Genieße Südafrika, Antje. Ich werde es dieses Jahr auch nicht schaffen, aber vielleicht sehen wir uns irgendwann mal dort … LG Sabine
Dein Post und Bilder rufen starke Emotionen in mir hervor!! Ich bin zwar nicht in Namibia gewesen, habe aber Südafrika bereist und die Natur und die Menschen dort haben mich sehr beeindruckt. Vielen Dank und Gruss
Vielen Dank Martina! Südafrika hat mich auch beeindruckt, ein wundervolles Land. Namibia ist ja nicht weit und ein Besuch lohnt sich wirklich, die Wüste hat nochmal einen ganz besonderen Charme und das Land ist viel vielfältiger als man anfangs annehmen mag. Wen Südafrika beeindrucht, der wird auch Namibia lieben : ) Einen lieben Gruß, Antje
Mein absoluter Reisetraum ist Namibia! Bist du dort allein herum gereist oder in einer Gruppe? 🙂
Verständlich Elisabeth, kann es dir wirklich nur empfehlen 🙂 Ich war mehrfach in Namibia, diesmal nur kurz im 4×4 mit einem Freund, ansonsten bin ich fast immer allein durch Namibia gereist bzw. mit einer Freundin. LG Antje
Tolle Bilder! Schöner Beitrag! Da möchte man direkt hin!
😉
Wirklich traumhaft schöne Bilder!
Das Fernweh ist in jedem Fall geweckt! 🙂
Lieben Danke für den Kommentar. Das freut mich 😉