VÁMONOS A CUBA – Impressionen aus Kuba I.

Es war stets ein Traum von mir gewesen Kuba zu bereisen: ein Land mit einer so einzigartigen Geschichte! Ein Inselstaat, der es schaffte, ziemlich autark und isoliert von den Mächtigen über Jahrzehnte zu überleben, der der neoimperialistischen Politik der USA trotzte und dessen „bunt gemischten“ Einwohner auf Postkarten stets überaus entspannt in die Kamera schielten, wenn sie genüsslich eine Zigarre pafften. Kuba war für mich eine Mischung aus wunderschönen maroden Kolonialstädten, die von einer prunkvollen längst vergangenen Zeit erzählten, traumhaften karibischen Palmenstränden, göttlich klingenden lateinamerikanischen Rhythmen und herzlichen Menschen. Ja, all das – und noch viel mehr – das war Kuba für mich in meiner überaus romantischen Phantasie! Ein Land das starke Sehnsüchte weckte nach einem längst vergangenem Glanz gepaart mit echtem Karibik-Feeling – pure Kuba Nostalgie!

rosa

Havana is the capital city, largest city and leading commercial centre of Cuba. It´s one of the most photogenic and beautiful cities in the world : )

Und ja, wenn es Zeit war Kuba zu besuchen, dann spätestens jetzt! Denn mein Kuba Besuch fand Ende März 2016 statt, genau nach dem ersten Besuch (!) eines US-amerikanischen Präsidenten nach der kubanischen Revolution im Jahr 1959. So brachen nach über 50 Jahren des Embargos mit Obamas Besuch im März 2016 und einer Politik der Annäherung neue Zeiten an. Und auch wenn mein Besuch nun schon ein Weilchen zurück liegt und zwischenzeitlich sehr (!) viel geschehen ist, nämlich der Tod der letzten Ikone der kubanischen Revolution, um genau zu sein der Tod Fidel Castros am 25. November 2016, und natürlich der (schockierende) Aufstieg des neuen US-Präsidenten (der die Politik der Annäherung alsbald wieder auf Eis legen wird), so möchte ich meine Einblicke in diesen faszinierenden Inselstaat gerne mit euch teilen. Das ganze in einer kleinen vierteiligen Kuba-Reihe über meine ganz persönlichen Eindrücke von meiner 12-tägigen (viel zu kurzen) Rundreise durch diesen bezaubernden Inselstaat im Karibischen Meer.

Vorweg nehmen möchte ich jedoch eines, um keinen Kubaliebhaber zu enttäuschen: Es fanden im Jahr 2016 bereits gravierende Veränderungen (um genauer zu sein seit den Jahren 2008/2009!) im „sozialistischen Kuba“ statt, die den kleinen Inselstaat in Zukunft wohl weiter verändern und prägen werden. Mein Traum (und der vieler Besuch) war es natürlich, Kuba mitsamt seinem „alten“, ganz eigenem Charme und Tücken kennenzulernen – und das natürlich noch bevor der erste McDonald (was er hoffentlich nie tun wird) den 11-Millionen Inselstaat erreichen würde und die gefürchtete „Amerikanisierung“ einsetzt! Das ist glücklicherweise (noch) nicht geschehen. Nichtsdestotrotz lege ich jedem Kuba-Besucher ans Herz sich von der Idee „Ich möchte Kuba noch kennenlernen, bevor der Touristenansturm kommt“, zu lösen. Denn bereits im Frühling 2016 stellte ich fest, dass es dafür schon zu spät war! Das belegen im Übrigen auch die Zahlen2016 kamen nämlich bereits vier Millionen Touristen auf die Insel, die so groß wie Baden-Württemberg und Bayern zusammen genommen ist. Und was mir sofort auffiel, waren die vielen Reisebusse mit vor allem deutschsprachigen älteren Damen mit praktischem Kurzhaarschnitt in Begleitung ihrer dazugehörigen Gatten im German Socks-&-Sandals-Look. Die Knallerflüge von gewissen deutschen Airlines wie TUIfly, Eurowings und Condor, die ich gerade beim Googeln entdeckte und die mir bei diesen Dumpingpreisen schlichtweg die Sprache verschlagen haben (Anmerk.: Ich habe damals von Mexiko aus das Doppelte bezahlt!), haben offensichtlich gute Arbeit geleistet! Kuba erlebte im letzen Jahr einen regelrechten Besucherrekord und war bereits im März 2016 bei meinem Besuch stark überlaufen. Die Preise für die „casa particulares (Privatzimmer bei Familien) waren extrem angestiegen bzw. die Unterkünfte bereits auf Monate vorher ausgebucht. Es wurde schnell offensichtlich, dass der Tourismus zur Lebensader Kubas geworden war. Mittlerweile ist es der zweitwichtigste Devisenbringer für den Karibikstaat.

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A stroll through Havana. If you want to get to know the city of Havana, just start walking : )

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On a busy street in the heart of Centro Habana, with El Capitolio in the background.

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A Centro Havana street scene: Trishaw taxi waiting for customers.

Nun aber zurück zu meiner persönlichen Kuba-Erfahrung. Die ging nämlich bereits am Flughafen in Mexiko-Stadt los, als sich mir eine füllige, wohl geformte Dame mit Dreadlocks näherte. Sie grüßte freundlich und plapperte heiter drauf los. Schnell merkte ich, dass sie keine Mexikanerin war, denn ich hatte Schwierigkeiten ihren melodischen Singsang zu verstehen. Es war zwar hübsch anzuhören, doch auch bei fließenden Spanischkenntnissen war es für mich erstmal gewöhnungsbedürftig. Sie erzählte mir, dass sie aus Kuba stammte, in Mexiko lebte und nun auf Heimatbesuch war. Bei ihrem Redeschwall wollte sie auch wissen, ob mein kleines Gepäckstück denn alles wäre, was ich mitnehmen würde. Ich bejahte, hoch erfreut über meine Bescheidenheit!!! Dann checkte ich ein und verlor sie wieder aus den Augen. Doch kurz darauf sollte ich feststellen, dass wir Sitznachbarinnen waren. Sie, ich und ihre Schwester. Wir schwatzten ein wenig und wieder faselte sie von ihrem vielen Gepäck und den vielen Geschenken für ihre Familie. Sie erklärte mir, dass Kubaner ständig gefilzt werden würden und hohe Steuern für jegliche Produkte aus dem Ausland und Übergepäck zahlen müssten. Touristen dürften hingegen großzügig unentgeltlich große Gepäckmengen einführen. Ich bedauerte das, wollte mich ihr nun aber trotzdem nicht als Gepäckesel anbieten. Ich widmete mich also ganz und gar meinem Kuba-Reiseführer. Als wir dann wenig später in Havanna gelandet waren, verabschiedeten wir uns und ein jeder zog seines Weges zur Passkontrolle. Doch schon kurz darauf traf ich die beiden Schwestern gackernd auf der Toilette wieder. Ich beobachtete sie wie sie sich tonnenweise Kleidungsstücke aus dem Handgepäck über ihre kurvigen Körper zogen. Hatte ich meine Sitznachbarin bereits vorher als füllig, aber wohl geformt umschrieben, war sie nun breit! Ebenso ihre Schwester. Das ganze tat mir dann doch leid und schließlich bot ich ihnen an, dass sie mir einige ihrer Kleidungsstücke geben könnten, damit sie nicht als Kleiderpuppen durch den Zoll gehen müssten. Erleichtert atmeten sie auf, dann machten wir uns auf zur Passkontrolle. Die Passkontrolle ging bei allen recht fix und meine neuen kubanischen Freundinnen waren schon drüben als bei mir plötzlich das rote Lämpchen ertönte. Mit einem lauten „Biep-Biep“ wurde mir mitgeteilt, dass ich nochmal zurück zu dem Tischchen im Kontrollraum gehen müsste. Kurz darauf kam auch schon die junge uniformierte Grenzbeamtin auf mich zu, die mich daraufhin sage und schreibe 50 Minuten freundlich verhören würde!! Jeglichen Auslandsaufenthalt, Studium, Sprachkenntnisse, Vereinsarbeit, Arbeitsverhältnisse, etc.– alles wollte sie wissen!! Auf meine Nachfrage, wozu dieses tiefgründige Verhör (!) denn eigentlich dienlich wäre, lächelte sie nur breit: „Reine Routine! Wir wollen ja wissen, was unsere Gäste so machen und wo sie herkommen.“ Natürlich! Ich war aber brav und gestand Rede und Antwort. Schließlich wollte ich doch nur eines: Nach Kuba! Außerdem hatte mir natürlich selten zuvor jemand so lange und so intensiv (!) zugehört! Sollte ich jemals planen meine Memoiren zu veröffentlichen, wüsste ich nun jedenfalls an wen ich mich wenden müsste : ) Nach fast einer Stunde (!) durfte ich mit einem Stempel im Pass schließlich die Anhörung hinter mir lassen und machte mich auf zu meinem Gepäck. Und oh je, fast hatte ich es vergessen, dort warteten auch schon meine beiden schwitzenden Kubanerinnen auf mich!! Die Beiden hatte ich in der Aufregung glatt vergessen. Sie mich allerdings nicht! Die stickige feuchtwarme Luft und ihre vielen Schichten an Kleidung hatten sie etwas kurzatmig gemacht. Schweißperlen rannten von ihrer Stirn. Bevor sie auf der Stelle kollabieren würden, packten wir also blitzschnell unsere Koffer zusammen und verließen gemeinsam den Flughafen. Problemlos. Dort wurden die Zwei dann auch gleich überaus euphorisch von ihrer Familie in Empfang genommen. Sie bedankten sich nochmal bei mir und stimmten dann überschwänglich in den Familienjubel ein.

Ich zog weiter zum Geldautomaten, wo ich mir Kubanische Pesos (CUC) abhob. Dann machte ich mich auf die Suche nach einer Taxe. Mein Lonely Planet und andere Reisende hatten mir allerdings schon vorher verraten, dass es keine Busse in die Stadt geben würde und die einzige Möglichkeit nach Havanna zu kommen eine Taxe für 25 Kubanische Pesos, rund 25 Euro wäre. Das war allerdings nicht wirklich das, was mir vorschwebte. Normalerweise nahm ich überall auf der Welt stets günstig vom Flughafen den öffentlichen Nahverkehr in die Stadt. In Havanna Fehlanzeige! Ich schlich also ein wenig um die schicken Oldtimertaxen, in der Hoffnung andere Reisende zu finden, die sich zumindest ein Taxi mit mir teilen würden. Leider erfolglos. Als ich schon etwas enttäuscht von meiner Idee abkommen wollte, traf ich am Flughafenausgang plötzlich meine beiden kubanischen Freundinnen samt Großfamilie wieder. Sie stiegen allesamt in eine Taxe! Ein wahrer Glücksfall! Kurz darauf zwängten wir uns zu neunt in einen schicken rosafarbenen Oldtimer. Wir drei Frauen auf der Rückbank jeweils mit einem kleinen niño auf dem Schoß, die zwei Männer und der Fahrer vorne. Los ging wohl eine der gemütlichsten und nettesten Nachtfahrten durch Havanna, die ich je erlebt hatte! Für mich ging´s nach Vedado, eine im Gegensatz zu Centro Habana oder Habana Vieja – der historischen Altstadt – ruhigeren Wohngegend. Die breiten Straßen Vedados führten uns durch luxuriöse Villengegenden mit prächtigen Gärten und zum Teil maroden Häusern und Villen, die ihre Glanzzeit zwischen den Zwanzigern und Fünfzigern des letzten Jahrhunderts erlebt hatten. Meine neuen Freunde mussten zwar in eine andere Ecke der Stadt, fuhren jedoch gerne diesen Bogen für mich. Für 10 Euro und um eine überaus herzliche Bekanntschaft bereichert, erreichte ich schließlich am Abend meine „casa particular“ in Havannas Stadtteil Vedado! „Hola Habana, buenas noches Cuba!“

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Havana is booming. 4 million foreign tourists visited Cuba in 2016.

In Havanna selbst verbrachte ich vier Tage und muss sagen, dass Havanna auf den ersten Blick natürlich nicht enttäuschte! Jene Postkartenromantik prunkvoller Kolonialbauten, verfallener Straßenzüge, die allgegenwärtigen farbenfrohen US-Oldtimer gepaart mit palmengesäumten, weißen Sandstränden, all´ das fand ich vor, genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Havanna begeistert durch Gegensätze und Charme und bei einem ausgiebigem Rundgang durch die Stadt versteht man schnell die wechselvolle Vergangenheit der Insel. Doch überzeugt euch selbst – die Bilder sprechen für sich!

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Havana´s typical ancient Chevrolets, Buicks and Plymouths which survived from the time Fidel Castro led the Communist revolution of 1959.

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The Malecón, Havana’s broad esplanade, roadway and seawall which stretches for 8 km along the coast in Havana.

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This is Havana’s most famous promenade : )

Unbedingt empfehlenswert ist ein ausgiebiger Spaziergang entlang des Malecón, Havannas populärer Uferpromenade. Die meisten Besucher entschließen sich für eine Fahrt im Oldtimer entlang der berühmten Straße am Atlantik – wer jedoch das wirkliche Leben in Havanna kennenlernen möchte, dem empfehle ich einen ausgiebigen Spaziergang entlang der 8 Kilometer langen Promenade. Der Malecón verbindet Vedado, im sogenannten Neu-Havanna mit Alt-Havanna und führt in den Hafen der Stadt. Der Asphalt ist rissig, der Beton verwittert, die Sonne brennt, die Luft riecht salzig und an stürmischen Tagen flutet die Gischt gar die Promenade. Doch am Malecón buhlen sozialistische Bauten neben den prachtvollsten und schönsten Ruinen der Stadt begleitet von einem traumhaften Meerblick. Beim Flanieren entlang des Malecón brausen rostige Fords an einem vorbei, man trifft auf kubanische Jungs, die vergnügt in die Fluten springen, zigarrepaffende Herren und kubanische Familien, die am Abend gemeinsam mit den Besuchern auf der Uferpromenade sitzen und entspannt dabei zusehen wie die Sonne in den Fluten verschwindet.

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This sea boulevard crawls along the historical areas of the city, from the colonial center through the apartments of Vedado – it´s a resume of Havana’s history.

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You´ll find a lot of very charming buildings along the busy street, but it’s the total experience that makes it interesting, in specific when the Bay of Habana is lightened by the sunset.

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The main purpose of building the Malecón was to protect Havana from the water. But in reality, it ended up serving more for nighttime promenades by Habaneros, for lovers and most of all for individual fishermen!

Wer an einem milden Abend in der kubanischen Hauptstadt, nicht in Alt-Havanna in einem Lokal mit vielen anderen Touristen kubanische Salsa sehen will, dem lege ich eine unterhaltsame Nacht am Malecón ans Herz!!!

maleconnoche

For Habaneros the Malecon means tradition, entertainment and religion.

Zum 2. Teil der Kuba-Reihe gelangst du hier. Eine ausführliche Version in Form eines eBooks zum Download gibt es hier.

Eure Antje ❤ 

0 Gedanken zu “VÁMONOS A CUBA – Impressionen aus Kuba I.

    1. Das kann ich mir vorstellen : ) Ich hoffe auch nochmal nach Kuba zurückkehren zu können und vor allem den Osten zu erkunden. Für mich war Kuba auf jeden Fall auch etwas ganz einzigartiges!

    1. Ja Tanja, das auf jeden Fall, besser spät als nie : ) Ich glaube man muss sich einfach darauf einstellen, dass Kuba im Wandel ist. Ansonsten ist es ein ganz faszinierendes Land. Fernab der typischen Besucherorte wie Havanna, Vinyales, Trinidad und Varadero würde ich mich, wenn ich – hoffentlich – nochmal zurückkehre eher auf den Osten konzentrieren, der im Übrigen auch weniger besucht ist. LG Antje

  1. So toll geschrieben! Und die Bilder erst! *daumenhoch* 🙂
    Mein Mann und ich wollten im August 2013 ursprünglich nach Cuba reisen, doch das Reisebüro riet damals uns dringlichst davon ab. Sie sagte, wegen der Hurrikansaison…der fegte aber erst im Oktober über die Karibik. Stattdessen flogen wir nach Ibiza. Ich war so unendlich traurig und konnte die Ibiza-Reise in dem Jahr so gar nicht genießen, weil ich immer an Cuba denken musste…Noch heute bedauere ich es sehr, dass wir nachgegeben haben. *seufz* Seit dem buchen wir unsere Reise übrigens immer selber.

    1. Oh wie ärgerlich, das kann ich total verstehen. Gerade wenn man etwas im Kopf hat, denn Ibiza ist schon total toll, aber mit Kuba natürlich nicht zu vergleichen. Andererseits ist die Hurrikansaison auch wirklich hart. Man kann nie wissen… Aber trotzdem ist es ja noch nicht zu spät. Ich drücke die Daumen, Kuba ist wirklich einen Besuch wert!! : ) So einmalig! LG Antje

  2. Ein schöner und unterhaltsamer Bericht. Persöliche Erlebnisse lesen sich einfach viel besser als die Auflistung der schönsten Sträne und billigsten Unterkünfte. Deine SA-Berichte muss ich erst noch lesen.

    lg herbb

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