Es gibt Orte, die fesseln uns bereits seit langem; Sie stehen auf der Reisewunschliste ganz oben und lassen beim bloßen Gedanken an sie, dass Fernweh höher schlagen. Orte, die wir uns vornehmen in unserem Leben einmal besuchen zu müssen, weil sie uns irgendwas versprechen, was uns fasziniert. Sei es die Schönheit, sei es das kulturelle Reichtum, sei es die spirituelle Bereicherung oder sei es auch nur der bloße Hype um sie, der uns einzig allein später etwas enttäuscht ein Häkchen dahinter setzen lassen wird.
Die Insel Penang gehörte für mich in keine dieser Kategorien. Denn zum einen war sie mir weder bekannt noch hatte ich eine bestimmte Erwartungshaltung an diesen Ort.
Doch Penang hat es geschafft mich zu überraschen, zu überwältigen, schlichtweg zu fesseln und das auf allen Ebenen!
Penang liegt an der Straße von Malakka im Nordwesten Malaysias und ist auch bekannt als „Perle des Orients“. Malaysia ist ein multiethnisches und multireligiöses Land im südöstlichen Asien, mit einer starken islamischen Prägung. Daraus, aber auch aufgrund der strategischen Lage der Insel, geprägt durch Kolonialismus, Handel und Tourismus, lässt sich erklären, dass Penang ein Mekka der kulturellen Vielfalt und religiösen Gelassenheit ist. Ob buddhistische Chinesen, muslimische Malaien, hinduistische Tamilen oder christliche Inder und Chinesen, sie alle sind Malaysier, sie alle leben auf Penang. Sie alle haben dazu beigetragen, dass diese Insel etwas ganz besonderes ist und einen gewaltigen Charme versprüht, der sich nur schwer in Worte fassen lässt…
Ein Spaziergang durch George Town
Die Hafenstadt George Town ist die Hauptstadt des Bundesstaates Penang sowie der gleichnamigen Insel. Ich erreiche die Busstation Komtar am Abend und entscheide mich entgegen der Empfehlung der Einheimischen nicht für den Stadtbus, um zu meiner Herberge nach Chinatown zu gelangen. Nein, ich laufe!
Während ich meinen übervollen (Roll-) Rucksack etwas geschwächt von der langen Fahrt durch die Straßen schleppe, überholen mich gemächlich einige Fahrrad-Rikscha. Langsam ziehen die Fahrer in ihren bunten, hübsch dekorierten Gefährten an mir vorbei, natürlich nicht ohne mir eine Fahrt angeboten zu haben. Doch ich bleibe eisern, obwohl sich bereits kleine Schweißperlen auf meiner Stirn sammeln. Auch am Abend ist es noch unerträglich feucht-heiß auf der malaysischen Insel. Die Fahrrad-Rikscha oder Trishaw ist in der malaiischen Sprache im Übrigen als Beca bekannt und hat eine lange Tradition auf Penang. Schließlich ist sie das ideale Verkehrsmittel für die engen, schmalen und verwinkelten Gässchen der Insel.
Ich ziehe weiter, an traditionellen chinesischen Läden, prächtigen kolonialen Gebäuden, hübsch dekorierten Tempeln und kleinen Schlaglöchern vorbei. Wenn es an einem mangelt in George Town, dann sind es gut ausgebaute Bürgersteige! Ich bahne mir also meinen Weg an den fahrenden Autos vorbei, ebenso durch die vielen belebten Straßenimbisse hindurch. Es fällt mir schwer dem verlockendem Geruch, aus Gegrilltem, Kokos und süßen Früchten, zu widerstehen. Die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur und die Insel Penang haben den Ruf das beste Streetfood des Landes zu bieten – und das kann ich nur bestätigen. Doch an diesem Abend bin ich nur Zuschauer des gewaltigen Schlemmer-Spektakel, das sich an jeder dritten Ecke zu offenbaren scheint. Denn bestes Streetfood snacken, das tun sie gern die Asiaten und Touristen – wann immer es passt und der Geldbeutel es zu lässt, ob in George Town, Penang, in Malaysia … oder ganz Südostasien!
Plötzlich erreiche ich eine große Straße und erblicke eine weiße Moschee mit gelben Kuppeln und Türmen, die von einer niedrigen Mauer umgeben ist. Es ist die Kapitan Keling Moschee, die 1801 fertiggestellt wurde, und auf Wunsch der wachsenden indischen muslimischen Gemeinschaft erbaut. Ein paar Meter weiter sehe ich indische Familien in ihren traditionellen Saris vor einem großen Hindu-Tempel, dem Sri Mahamariamman Temple. Als ich meinen Weg fortsetze erspähe ich zu meinem Erstaunen in der selben Straße einen chinesischen Tempel, den ältesten Penangs. Es ist der daoistische Kuan Yin Temple. Auch eine Kirche fällt mir auf. Ich habe mich etwas verlaufen wie ich kurz darauf auf einer Infotafel mit Stadtkarte von George Town feststellen muss. Doch das ist nicht weiter schlimm. Dafür habe ich nun bereits die Jalan Masjid Kapitan Keling (Pitt Street) gesehen, eine der ältesten Straßen der Stadt, die aufgrund ihres kulturellen, religiösen Erbes auch gerne als „Street of Harmony“ betitelt wird.
Mein Kopf fühlt sich mittlerweile etwas nass an als ich endlich in die Muntri Street (Lebuh Muntri) einbiege. Ich laufe an großen Wandgemälden auf alten Häusermauern vorbei und auch die bekannten Kunst-Installationen und stählernen Karikaturen im großen „Freiluftmuseum“ George Town bleiben nicht unentdeckt. Letztere sind nachts beleuchtet und laden zum Stehenbleiben ein. Das passt auch perfekt zu dem Städtchen, denn ich habe das Gefühl, dass die Uhren hier langsamer zu ticken scheinen. Auf Penang wird sich noch die Zeit genommen inne zu halten. Für einen kurzen Augenblick ziehe ich Parallelen zu Kuba. Das Städtchen Trinidad schießt mir blitzartig durch den Kopf, oder war es doch Havanna?
George Town ist bekannt für seine Kunst, wenn man die Altstadt nicht sogar selbst als reines Kunstwerk bezeichnen möchte. 2008 wurde das historische Herz der Stadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Um der Kulturstadt nun ihre ganz persönliche Marke aufzulegen, rief die Regierung von Penang schließlich zu einem Ideenwettbewerb aus. Gewonnen hat ein lokaler Künstler zu dem Thema „Voices of the People“. Anhand von 52 stählernen Installationen an George Towns Häuserwänden wird seitdem auf humoristische Weise die Geschichte zu den einzelnen Straßen und ihren Bewohnern erzählt. Seitdem wachsen die Straßenkunstwerke jährlich. Die 2012 vom litauischen Künstler Ernest Zacharevic geschaffenen Wandbilder, durch Objekte unterstützt und dadurch interaktiv, sind die populärsten Kunstwerke der Stadt. Als ich mich am nächsten Morgen in die bekannteste Streetart-Meile, die Lebuh Armenian aufmache, um die Kunst ein bisschen zu bestaunen, stehen bereits einige junge Selfie-Jägerinnen mit ihren Handys Schlange. Doch der Andrang verteilt sich schnell, denn an Kunstwerken mangelt es in George Town nicht!
Nun tropft mir bereits die erste Schweißperle von der Stirn. Zum Glück habe ich meine Herberge fast erreicht. Der Geruch von Räucherstäbchen liegt in der Luft als ich an einem rot gelben Tempel vorbeilaufe. Vor einem in die Jahre gekommenen, charmantem Gebäude sitzen ein paar ältere chinesische Herren mit luftigen Hemden. Sie spielen Karten während wunderbare klassische Musik lautstark aus ihrer geöffneten Wohnungstür dringt.
Alles fühlt sich so relaxt, so friedlich an diesem Abend an. Es spiegelt auf faszinierendste Weise das tiefenentspannte Leben der Stadt George Town, das ich in den folgenden beiden Tagen noch erleben werde, wider.
Wildes tropisches Inselparadies
Eigentlich möchte ich George Town gar nicht verlassen. Zwei Tage sind viel zu kurz. Der Ort begeistert mich, er inspiriert und am liebsten würde ich hier bleiben. Der perfekte Ort zum Schreiben. Naja – wäre es bloß nicht so verdammt heiß!
Doch auf Penang, das im Übrigen Malaysias viertgrößte Insel ist und größenmäßig in etwa 1/3 von Singapur (293 km² vs. 719 km²) entspricht, gibt es noch mehr zu sehen als die wunderschöne Insel- und Bundeshauptstadt George Town!
So sitze ich wenig später im Bus 101 und fahre rund 45 Minuten zur Endstation – dem Penang Nationalpark. Der ist zwar nur rund 25 km² groß und damit der kleinste Nationalpark der Welt, doch beherbergt eine Vielzahl tropischer Pflanzen- und Tierarten.
Kaum habe ich vom wortkargen Mitarbeiter des Nationalparks den Parkplan mit Wegen und Warnhinweisen bekomme und die ersten 20 Meter Pfad durch den Regenwald zurück gelegt, werde ich von einer Makakenfamilie umzingelt. Sie sind freundlich. Die Makakenmutter hält ihr Kleinstes an der Brust während ihre größere Kinderschar mich neugierig, etwas forsch betastet. Sie begleiten mich ein Stückchen meines Weges und tänzeln keck um mich herum. Dann werden sie schließlich, von ihrer – von der Rasselbande sichtlich genervten – Mutter, zurückgepfiffen. Ich ziehe weiter.
Kurz darauf mache ich mich mit zwei jungen Indonesierinnen auf, um durch den Dschungel nach Pantai Kerachut zu wandern. Doch plötzlich habe ich überhaupt nicht mehr das Gefühl, das mir die Parkskizze vermittelt: nämlich dass dieser Nationalpark klein ist! Trotz des dichten Waldes scheint die Sonne im feucht-warmen Regenwald täglich ihre intensiven 12 Stunden. Das verdunstete Regenwasser scheinen nicht nur die Pflanzen zu transpirieren, sondern auch ich!
Schweißgebadet trotte ich in meinen kurzen Hosen hinter Devi und Rani her, die frohen Mutes, lang bekleidet und mit Kopftuch, den sumpfigen Weg entlang stapfen. Ich suche ihre Gesichter nach kleinsten Anzeichen der tropischen Hitze und Erschöpfung ab, doch finde nichts,- außer eines breiten Lächelns. Mit hängenden Schultern nehme ich die Verfolgungsjagd wieder auf und schiebe ihre Resistenz auf die Nähe Indonesiens zum Äquator. Schließlich ist das ihre Heimat. Sie sind es gewohnt.
Glücklicherweise erreichen wir schon bald ein sauberes weißes Sandstück Strand – eine kleine blaue Oase umrahmt vom grünen Dschungel. Das ist Pantai Kerachut. Der erste Eindruck ist traumhaft, doch der zweite Blick aufs grünlich blaue Wasser mit der starken Brandung und Gefälle sowie der Warnung vor Quallen zerschlägt meine feucht-heiße Hoffnung endlich ins kühle Nass zu springen. Rani und Devi gehen zum Mittagsgebet während ich in der Schildkröten-Brutstätte ein paar Suppenschildkröten begutachte.
Wenige Zeit später nehmen wir ein kleines Boot und lassen uns zum Monkey Beach fahren. Unser Boot hüpft, schlägt hart auf den Wellen auf und schaukelt unsacht. Doch die Fahrt ist toll! Das nicht nur weil wir auf dem Andamanischen Meer schippern und der Blick auf die kleinen leeren Strände und den tropischen Regenwald traumhaft ist, sondern auch, weil endlich ein kühles Lüftchen weht. Danach ächzte mein erhitzter Körper seit Stunden! Doch die Fahrt ist schneller vorbei als mir lieb ist und schon erreichen wir Monkey Beach.
Monkey Beach ist ein langgezogener mit Kokospalmen bewachsener Sandstrand, der in eine malerische Bucht eingenistet und vom dichten grünen Regenwald umgeben ist. Es ist ruhig an diesem Tag. Die kleinen Strandbars sind fast alle verlassen, schließlich befinden wir uns bei meinem Besuch in der muslimischen Fastenzeit. Erst nach Ende des Ramadan startetet der Tourismus wieder voll durch.
Auch hier am Monkey Beach ist das Wasser grünlich. Ein junger Malaysier mit blond gefärbten Haaren und Zigarettenstummel im Mund warnt mich vor Quallen und zeigt mir die Striemen an seinen Beinen. Ich entscheide mich daher nur für einen kurzen Abstecher ins Meer. Doch das kühle Nass wirkt Wunder und regeneriert meinen ermatteten Körper wieder. Ein paar Minuten später sitzen Devi, Rani und ich in einer der spartanischen Strandbars und schlürfen erfrischendes Kokoswasser. In diesem Moment denke ich noch nicht an die gute Stunde heißen Dschungelmarsch, der uns noch bevorsteht, um wieder zurück zum Eingang des Nationalparks zu kommen. Nein! Ich genieße meine Kokosnuss und lasse meinen Blick in die kleine weiß blaue Dschungeloase schweifen.
Oh Penang – du bist so wunderbar, so vielseitig! Penang – ich werde wiederkommen! Das nächste Mal hoffentlich etwas länger…
Eure Antje
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Wunderbar!
Vielen Dank Martin : )
Wenn es auf Penang möglich ist, daß so viele verschiedene Kulturen und Religionen friedlich miteinander leben, warum nicht überall? Hört sich ziemlich paradiesisch an, und sieht auch so aus. Danke für Deinen wunderbaren Bericht.
Lieben Dank Tanja! Das dachte ich mir auch. Was im Kleinen funktioniert, muss doch auch im Großen gehen! Mir hat es jedenfalls Hoffnung gegeben und die Insel, die ist wirklich einmalig schön und besonders. LG Antje
Toll! Ein alter Bekannter von mir ist nach Malaysia gegangen und leistet(e) dort Entwicklungshilfe. Er war auch sehr angetan von dem menschlichen Miteinander und von der Natur sowieso. Ich denke, an die Schwüle kann man sich gewöhnen, wenn man länger dort ist. Aber man muss diesen ewigen Schweißfilm auf der Haut abkönnen. Ist mir in Thailand (Malaysia war ich noch nie) nicht so einfach gefallen. 😉
Danke Simone. Das glaube ich auch, dass man sich irgendwie & irgendwann an diese Schwüle gewöhnen kann, doch mir fiels wirklich schwer. Ich hatte das Gefühl schwerer als allen anderen 😉 Der Schweißfilm ist auch nichts für mich, so gern ich die Tropen auch mag. LG Antje
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Wow, jetzt hab ich so richtig Lust auf Malaysia bekommen 🙂
Das freut mich!! Ich habe nach Malaysia auch schon wieder M-Fernweh!! Ich kann es nur empfehlen 🙂 LG Antje
Das glaube ich Dir gern 🙂 L.G.
Super schön geschrieben 🙂 wäre ich nicht gerade selbst unterwegs, würde ich ja direkt Fernweh (oder wanderlust, wie man das neuerdings nennt 😀 ) bekommen. Würdest du Malaysia als erstes süd-ost-asiatisches Urlaubsziel empfehlen? Oder lieber wie die meisten Asien-Einsteiger erst mal Thailand? Lieben Gruß aus Costa Rica! Josi
Hallo Josi, danke für den Kommentar : ) Ich muss sagen, dass ich länger in Malaysia als in Thailand war und mich in meiner kurzen Zeit in Thailand vor allem die freundlichen Menschen begeistert haben. Malaysia hat mich jedoch total fasziniert und ist vor allem viel weniger touristisch überlaufen als das gerade boomende Thailand. Da ich unbedingt nach Malaysia zurück möchte, um mehr zu sehen, würde ich jetzt einfach mal Malaysia als erstes süd-ost-asiatisches Urlaubsziel empfehlen! Viel Spaß in Costa Rica – das steht auch weit vorn auf meiner Reisewunschliste : ) Lieben Gruß, Antje
Spitze, danke für deinen Tipp 🙂 ich denke Asien steht für übernächstes Jahr an… mal schauen was es wird. Malaysia klingt auf jeden Fall reizend!!
Gerne : ) Dann schon mal viel Spaß beim Planen! Bei mir stehen Malaysia, Indonesien und die Philippinen auf der Wunschliste! Liebe Grüße, Antje
Toller Beitrag und super Fotos! Wir waren damals mit der Standseilbahn auf dem Penang Hill und waren auch begeistert von der Aussicht und den unterschiedlichen Tempeln. So viele verschiedene Religionen sieht man selten so nah bei einander… auch der Kek-Lok-Si Tempel am Rande von George Town ist richtig schön. Eine sehr sehenswerte Insel!
Dankeschön! Das stimmt. Ich war und bin auch noch völlig fasziniert. Auf den Penang Hill habe ich es nicht mehr geschafft, war auch sehr heiß. Aber es braucht ja immer einen Grund zurück zu kommen! : ) lG Antje